LENZ. FRAGMENTE (UA)
Schauspiel von Katharina Gericke
Wiederaufnahme 13.10.2013
Wie so viele Dichter seiner Generation bewunderte Lenz Goethe. In Strasbourg lernte er ihn kennen – den vermeintlichen Bruder im Geiste. Doch es wird nichts aus einer literarischen Allianz. Der Geheimrat geht höchst uncharmant auf Abstand. Jakob Michael Reinhold Lenz blieb ein Leben lang auf der Suche. Aus einem pietistischen Pfarrhaus stammend, verlässt er früh die ihm vorgezeichneten Bahnen. Er gilt als wild und ungestüm, aber auch als überaus zart besaitet. Er reist viel, lebt in der Schweiz, im Baltikum und schließlich in Russland. Mit 41 Jahren stirbt er irgendwo in Moskau an den Folgen einer paranoiden Schizophrenie. Georg Büchners Lenznovelle machte das tragische Opfer des Wahnsinns zur literarischen Legende. Katharina Gericke interessiert der Bajazzo Lenz. Der dramatische Clown, dem es nicht gelingen will, in den höfischen Strukturen Weimars Fuß zu fassen. Der hellsichtige Dichter, auf dessen Seele von Kindheit an ein Schatten lag. In grotesken Szenen, Dramoletten, drastischen Possen und lyrischen Sentenzen vergegenwärtigt Gericke das Leben eines großen Dichters, der nicht zuletzt durch die Büchner-Gedenkjahre wieder neu ins Bewusstsein rückt.